Bericht: Runder Tisch „Fachkräftemangel – Migrant*innen als Kraftquelle der steirischen Wirtschaft“, 20.6.2023, 15.00-17.00, Talent Center, Wirtschaftskammer Steiermark, Körblerg. 111-115, Graz

Der Runde Tisch mit Unternehmen, migrantischen Aktivist*innen sowie NGOs aus Arbeit, Integration und Sozialem führte die Podiumsdiskussion vom 14.12.2022 in der Wirtschaftskammer Steiermark „Vielfältige Unternehmen – Qualifizierung von Migrant*innen als Kraftquelle der steirischen Wirtschaft“ weiter:
Der 20. Juni ist zugleich der Weltflüchtlingstag – 2023 sind 6 Millionen Menschen auf der Flucht. Organisiert wurde der Runde Tisch von Manuela Wutte/Caritas – MIB, dem Talent Center der WK Steiermark/Christoph Pichler und von inspire.
Nach der Eröffnung durch Integrations- und Beschäftigungs-Stadtrat Robert Krotzer und Gemeinderätin Claudia Unger (in Vertretung Wirtschafts-Stadtrat Günter Riegler) sowie dem Leiter des Talent Center und des WIFI Martin Neubauer stellten sich die Teilnehmenden mit ihrem beruflichen und persönlichen Hintergrund und ihren aktuellen Erfahrungen im Bereich Integration und Arbeitsmarkt vor. Hannes Graf vom SFU (Service für Unternehmen des AMS Steiermark) bot mit seinem empirischen Fachimpuls einen profunden Einblick mit aktuellen steirischen Arbeitsmarktdaten (Mai 2023) und stand für Fragen zur Verfügung.
Von den 552.000 steirischen unselbständig beschäftigten Personen sind 20% Ausländerinnen. Derzeit suchen viele Unternehmen dringend Arbeits- und Fachkräfte – speziell in der Pflege, in der Gastro und im IT-Bereich. Ein wichtiger Indikator dafür ist die Mangelberufeliste: sie umfasst derzeit 98 nationale und 56 steirische Berufe: Ein Beruf gilt dann als Mangelberuf, wenn pro Stelle weniger als 1,5 Arbeitssuchende zur Verfügung stehen. Dazu kommen Berufe, für die es einen besonderen Bedarf gibt – 2023 etwa Diplomingenieurin für Bauwesen, Elektromechanikerin, Buchhaltungsberufe und nicht-diplomiertes Krankenpflegepersonal. Da die „Baby Boomer“-Generation bald in Pension geht, wird sich dieser Arbeitskräftemangel nochmals massiv verschärfen. Von den vorgemerkten steirischen 24.600 Arbeitslosen sind 60% Österreicherinnen, 20% aus Drittstaaten und die weiteren Personen aus dem EU-Raum.
In den gemischt zusammengesetzten Gruppen wurden das Gelingende und die Herausforderungen zum Arbeitskräftemangel bearbeitet. Ergebnisse der Gruppen wurden in der großen Runde dokumentiert und diskutiert:
Was läuft gut?
• Arbeitsmarktpolitische Strategie Steiermark 2030: stellt auch auf zugewanderte Menschen und auf Frauen ab
• Stiftungen
• Überbetriebliche Lehre
• städtische Anlaufstellen
• vereinzelt Deutschkurse bereits für Asylwerbende
• Vernetzung NGOs
• neue Vermittlungskultur beim AMS
Verbesserungspotential:
• Talent Center inklusiv: das Talent Center führt bei Schülerinnen Testungen durch, kann aber 20% nicht testen, da die Methoden ein bestimmtes Deutschniveau sowie kognitive Fähigkeiten voraussetzen.
• erleichterter Zugang von Asylwerberinnen zu Mangelberufen
• verbesserter Zugang von Asylwerberinnen zu Deutschkursen
• bessere Bezahlung von DAF-/DAZ-Trainerinnen (viele verlassen deshalb diese Tätigkeit)
• Sprachkurse mit Anreizsystem attraktiver machen – mit Kinderbetreuung, mit adäquat beschäftigen DAF-/DAZ-Trainerinnen
• sicherer Zugang im Inland zur Rot-Weiß-Rot-Karte
• Zuzug mit Jobzusage erleichtern
• Image als attraktives Arbeitgeberinnen-Land verbessern
• verbesserte und schnellere Nostrifikationen – Steiermark
• diversitätssensible Strukturen sicherstellen
• aktueller Informationsfluss zu Angeboten
• noch mehr Unternehmen für Stiftungen gewinnen
Vorschlag: Einladung von Unternehmen zum „Fest für alle“ (18.6.2023, sehr gelungen!), um NGOs und migrantische communities besser kennenzulernen.
Die Teilnehmenden am Runden Tisch wünschen sich eine Weiterführung des Angebotes: mit Fachinput und mit ausreichend Zeit für Netzwerken.
Gemeinsamer Ausklang beim Büffet.



